Der Frankfurter Hafen gehört zu den größten und bedeutendsten Binnenhäfen Deutschlands. Als multimodaler Knotenpunkt verknüpft er die Verkehrsträger Wasser, Schiene und Straße miteinander und ermöglicht so eine effektive Ver- und Entsorgung der Stadt. Bereits im letzten Jahr wurde eine Studie zur Bedeutung des Osthafens vorgestellt. Um die logistische Bedeutung des Hafens und die alltägliche Arbeit der Unternehmen vor Ort zu verdeutlichen, haben die Gemeinschaft Frankfurter Hafenanlieger (GFH), die IHK Frankfurt am Main und die HFM Managementgesellschaft für Hafen und Markt (HFM) Pressevertreterinnen und Pressevertreter zu einer Bootstour mit Stadträtin Stephanie Wüst und IHK-Präsident Ulrich Caspar durch den Osthafen eingeladen. Besucht wurden im Rahmen der Rundfahrt auch die Unternehmen Blasius Schuster KG und Contargo Rhein-Main GmbH.
Der Start zur Hafenrundfahrt erfolgte am östlichen Ende des Nordbeckens im Osthafen 1, wo die Hafenverwaltung, die städtische Tochtergesellschaft HFM Managementgesellschaft für Hafen und Markt, ansässig ist. An Bord der Hafenbarkasse „Hafen 1“ erläuterten die Anwesenden, welche Unternehmen im Hafen vertreten sind und welche Funktionen der Hafen für die Stadt erfüllt.
„Im Frankfurter Hafen legten im Jahr 2021 über 2.200 Güterbinnenschiffe an, die zusammen eine Ladung von drei Mio. Tonnen transportiert haben. Ein modernes Binnenschiff auf dem Main transportiert durchschnittlich 2500 Tonnen, in etwa vergleichbar mit dem Transportvolumen von 100 bis 150 Lkw, was Straßen und Schienen massiv entlastet. Das zeigt den großen Stellenwert, den das Binnenschiff beim Transport von Waren und Gütern für unsere Stadt einnimmt“, erklärt Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst. „Das Binnenschiff ist zudem ein hocheffizientes und schon heute vergleichsweise klimafreundliches Transportmittel. Der Frankfurter Hafen ist einer der zehn größten deutschen Binnenhäfen und zentraler Logistikknotenpunkt dieser Region. Und im Gegensatz zu einigen Bereichen des Bundeswasserstraßennetzes sind wir in der günstigen Situation, dass unser Hafen durch kontinuierliche Investitionen in seine Infrastruktur für die Zukunft bestens aufgestellt ist. Wenn wir unserer Wirtschaft die Möglichkeit geben wollen, ihre Waren weiterhin effizient und nachhaltig zu transportieren, müssen wir diesen Prozess fortsetzen und unseren Hafen stärken“, so Wüst während der Bootstour durch den Frankfurter Hafen am 23. August 2022.
„Aus wirtschaftlicher, verkehrlicher, arbeitsmarktbezogener und auch umweltbezogener Perspektive ist der Osthafen für die Stadt unersetzbar“, fasst IHK-Präsident Ulrich Caspar die Bedeutung zusammen. „Sowohl die Ver- als auch die Entsorgung des Stadtgebiets per Schiff und Bahn sind elementare Funktionen, ohne die der CO2-Fußabdruck in der Stadtlogistik deutlich höher ausfallen würde. Durch seine zentrale Lage im Stadtgebiet können lange Transportdistanzen mit daraus resultierenden höheren Emissionen und höherem Ressourcenverbrauch vermieden werden. Mit der Vorstellung der von der GFH und IHK beauftragten Osthafenstudie konnten wir bereits letztes Jahr die Bedeutung des Hafens wissenschaftlich belegen. Mit der heutigen Bootstour möchten wir diese Bedeutung in Erinnerung rufen und für den langfristigen Erhalt des Hafens sensibilisieren“, so Caspar weiter.
„Der Hafen ist eine Lebensader für die Stadt Frankfurt, wie die Osthafenstudie im letzten Jahr aufgezeigt hat. Unternehmen aller Branchen arbeiten in diesem Industrie- und Logistikgebiet mit hohen Synergieeffekten zusammen und generieren dadurch ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum, was mit Investitionen von fast 100 Mio. Euro pro Jahr für den Standort verbunden ist“, ergänzte GFH-Geschäftsführer Thorsten Hölser. „Dabei generiert der Osthafen wachsende Beschäftigungszahlen und eröffnet vor allem dem wichtigen Segment von Ungelernten und Flüchtlingen eine berufliche Perspektive. Zudem bietet der Osthafen die Grundlage, um unsere klimapolitischen Ziele der Zukunft zu erreichen, da ein Großteil der Hafenanlieger täglich Güterverkehre über das Binnenschiff abwickelt. Dabei laufen nach der Studie ca. 32 Prozent der Transporte aus und 45 Prozent der Transporte in die Stadt über den Osthafen“, unterstreicht Thorsten Hölser die herausragende Bedeutung des Hafens für die Stadt Frankfurt am Main.
Der erste Stopp während der Hafenrundfahrt führte zum Baustoffhersteller Blasius Schuster, wo Geschäftsführer Daniel Imhäuser einen Einblick in die Abläufe seines Unternehmens gab: „Mit dem Osthafen ist Frankfurt eine Vorzeige-Stadt für Kreislaufwirtschaft und moderne Güterverkehre. Sand und Kies für die Bauwirtschaft kommen mit Schiffen und Zügen direkt in die Stadt. Alt-Schotter wird schon heute über das Gleis in den Osthafen geliefert und dort zum hochwertigen Recycling-Baustoff für den städtischen Straßen- und Tiefbau. Im Bahnverkehr für Schüttgüter wird das Gros der Züge innerhalb eines Tages entladen und wieder voll beladen. Hier tauschen etliche Unternehmen hunderttausende Tonnen Waren- und Stoffströme unmittelbar aus. Zu den Hafen-Innovationen der kommenden Jahre zählt eine Großanlage, um im Radius von wenigen Lkw-Kilometern aus Bauschutt neuen Beton herzustellen. So werden erhebliche Ressourcen und Lieferstrecken für Naturbaustoffe eingespart, die oft mehrere hundert Kilometer betragen. Vergleichbare Strukturen gibt es selten in Europa. Frankfurt bietet mit seinem enormen Potenzial an Bau-Rohstoffen ein Beispiel, wie der Green Deal mit Massengütern funktionieren kann.“
Der zweite und letzte Haltepunkt der Bootsrundfahrt führte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Containerterminal der Firma Contargo. Geschäftsführer Christian Eichmeier berichtete: „Als trimodales Container-Hinterland Logistik-Netzwerk ist der Frankfurter Hafen ein idealer Standort für uns. Die Nähe zu unseren Kunden ermöglicht es uns, die Container aus den West- und Nordhäfen größtenteils auf Schiene oder Wasser zu transportieren. Für die letzte Meile zum Kunden setzen wir Lkw ein, demnächst sogar noch emissionsärmer, mit drei vollelektrischen Sattelzugmaschinen.“
Auf dem rund 35 Meter hohen Containerkran endete die Tour und bot den Anwesenden einen guten Blick über den Hafen und das angrenzende Stadtgebiet. Seine stadtnahe Lage macht den Frankfurter Hafen für viele Interessen attraktiv, doch am wertvollsten ist das Hafengebiet für die Stadt in seiner jetzigen Form: als agiler Logistikknotenpunkt mit vielfältigen Funktionen für die Unternehmen und Menschen in dieser Stadt.